Projekt Bahnbetriebswerk

Die Idee, ein Bahnbetriebswerk (BW) im H0-Maßstab 1:87 auf einer Fläche von 2,0 m x 0,80 m zu planen und zu bauen, entstand im Herbst 2015. Die dargestellte Epoche bewegt sich in den 50er bis 70er Jahren. Diese Epoche bietet eine sehr interessante Darstellung der Lokbehandlungsanlagen, der Betriebsabläufe für Dampflokomotiven, aber auch im Mischbetrieb mit Dieselfahrzeugen. Als eigenständige BW-Anlage soll dieses Segment später an eine größere, stationäre Modellbahnanlage angedockt werden, damit sie im erweiterten Anlagenbetrieb eingebunden werden kann und bei Bedarf als Kleinanlage auf MOBA-Ausstellungen zum Einsatz kommen kann.

Das dargestellte Bahnbetriebswerk beschränkt sich in der Ausstattung auf die minimal notwendigen Behandlungsanlagen, da es spezifisch als Einsatz-Bahnbetriebswerk dienen soll: Untersuchungsgruben, Entschlackungsgrube, Wasserkran, Bekohlungsanlage, Besandungsanlage, und zusätzlich für Dieselfahrzeuge ist eine Dieseltankstelle vorhanden. Für die Unterbringung der Lokomotiven stehen drei Lokschuppen und mehrere Außenabstellgleise zur Verfügung, die über eine Drehscheibe von den Lokomotiven angefahren werden können.

Anlagenplanung

Mit Hilfe der Gleisplanungssoftware SCARM wurde zuerst ein Gleisplan erstellt. Bei der Erstellung des Gleisplanes kann aus der vorhandenen Gleisbibliothek das entsprechende gewünschte Gleissystem, in unserem Fall das Code 75 Finescale von der Firma PECO, ausgewählt werden. Nach der Erstellung steht nicht nur ein druckbarer Gleisplan zur Verfügung, sondern auch eine Auflistung mit dem benötigten Gleismaterial, inklusive Anzahl der Artikel und der Artikelnummern. Mit der Gleisplanungssoftware können auch Ansichten in 3D mit Gebäuden und weiteren Gestaltungsmöglichkeiten angefertigt werden. Auf diesen Aufwand wurde bewusst verzichtet, da sich erfahrungsgemäß bei all den gut durchdachten Planungen während der Bauphase immer „kleinere“ Änderungen ergeben.

Anlagenbau

Am Anfang des Anlagenbaus musste ein solider und leichter Anlagenrahmen angefertigt werden. Der Rahmen besteht aus Leimholz, welches in fast jedem Baumarkt erhältlich ist. Das Leimholz wurde mit einer Tischkreissäge zugeschnitten und von allen Seiten maschinell gehobelt. Die Rahmenspannten weisen runde Durchgänge (Forstner-Bohrer) für die spätere Kabelverlegung auf. Der Rahmen wurde abschließend verleimt und verschraubt. Der Rahmen ruht, bei Bedarf abnehmbar (Spannverschluss), auf einem speziell angefertigten Metallrahmen mit Rädern. Damit kann die Anlage jederzeit in Räumen oder zum Transport an andere Orte praktisch „verschoben“ werden. Stabiles Pappelsperrholz dient als Grundplatte für den BW-Bereich bzw. die Gleistrasse und wurde vor der Gleisverlegung mit Regeneratgummi als Schallschutz mit hochelastischem Latex-Kleber (beides Weinert) beklebt. Nach der Trocknung wurde das PECO-Code 75 Gleismaterial entsprechend der SCARM Gleisplanung verlegt, die PECO-Weichen mit Servo-Weichenantriebe (Weinert), inklusive beweglichen Weichenlaternen (Weinert) ausgestattet. Als „Drehpunkt“ ist eine „kleine" HO-Fleischmann-Drehscheibe für das BW vorgesehen. Für die Anlagenausgestaltung sollen Produkte u.a. von Auhagen, Artitec, Faller, Heki, Preiser, MBR-Model und Weinert verwendet werden.

Bildergalerie

Betrieb als Kleinanlage

Beim Betrieb als Kleinanlage bei Teilnahmen an MOBA-Ausstellungen entstand schnell eine weitere Idee: Durch eine Erweiterung der Kleinanlage von 0,50 m x 0,80 m, ausgestattet mit einer „großen" H0-Fleischmann-Drehscheibe mit weiteren Abstellgleisen, können zusätzliche Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Dampflokomotiven fahren nunmehr in beide Fahrtrichtungen mit „Schornstein voran“, und der Anlagenbetrieb wird noch abwechslungsreicher!

Die technische Ausstattung und Umsetzung

Bei der technischen Ausstattung und Umsetzung wurde viel Wert auf Bewegungsmodelle gesetzt, die mit Hilfe u.a. von Servos angetrieben werden: Lokschuppentore, Wasserkran und ein Kohlebansen mit Fuchs-Bagger für die Hilfsbekohlung von Dampflokomotiven. Die Beleuchtung der Straßenlampen, Gittermastlampen, der Innenbeleuchtungen der Gebäude und der Radfahrer und Wärter (Preiser-Figuren) werden effektvoll mit LEDs in Szene gesetzt. Die Bewegung auf der Straße wird auf Basis des Faller Car Systems mit dem DC-Car® System von Claus Ilchmann umgesetzt. In der Fahrbahn unsichtbar eingebaute Sensoren dienen dazu, dass die Bewegungen und Positionen der Straßenfahrzeuge über den PC überwacht und gesteuert werden können. Infrarot LEDs, die an den Straßenrändern positioniert sind, senden entsprechende Fahr- bzw. Funktionsbefehle des PC`s an die Straßenfahrzeuge. Die vollautomatisierten Abläufe sind mit den Digitalkomponenten von rautenhaus digital® und mit Hilfe des Steuerungsprogramms TrainController™ 9.0 Gold in der Umsetzung erfolgt.

Fazit

Die Fertigstellung der Landschaftsgestaltung nahm mehr Zeit in Anspruch als geplant, da bei der Gestaltung der Landschaft immer neue Ideen hinzu kamen und umgesetzt werden „mussten“: zum Beispiel ein großer Schornstein wurde auf der Rückseite des Lokschuppens mit einem Raucheinsatz installiert, der nun über ein „Makro“ über das Steuerungsprogramm TrainController™ angesteuert wird. Der Clou: Der Raucheinsatz wird nur bei einer bestimmten Aktion während des Anlagenbetriebes über ein Makro des Steuerungsprogramms aktiviert und nach einer vordefinierten Laufzeit automatisch wieder abgeschaltet, damit eine Überhitzung des Raucheinsatzes oder ein Verschmoren der Schornsteinspitze verhindert wird. Nach durchgeführten Tests reicht eine Befüllung mit Dampfdestillat in der Regel für ca. 15 bis 20 „Funktionseinsätze“ aus. Desweiteren warten die „Trainspotter" auf ihre Gelegenheit die BR 94 entspechend mit Blitzlicht abzulichten. Auch dieses „Catcheye" wird über das Steuerungsprogramm angesteuert.

Bei Teilnahmen an den MOBA-Ausstellungen trat immer öfters ein gravierendes Problem auf, welches eine große Auswirkung auf den Anlagenbetrieb hatte und zeitweise auch für großen Frust sorgte: Die „kleine“ H0-Fleischmann-Drehscheibe hält einem stundenlangen Automatikbetrieb nicht wirklich stand! Das ständige Ansteuern und die unermüdlichen Drehungen der Bühne mit oder ohne Lokomotive verträgt die für die heutige Zeit etwas altertümlich anmutende Antriebseinheit der Fleischmann-Drehscheibe leider nicht! Ich musste innerhalb von zwei Jahren mehrmals den Antrieb reparieren bzw. austauschen und dies wird auf Dauer eine kostspielige Angelegenheit! Die Firma Fleischmann zeigte sich zu Beginn im Rahmen der Gewährleistung sehr kulant, aber dies konnte ja keine Dauerlösung sein! Nach einer Internet-Recherche wurde ich auf Herrn Günther von der Firma MTTM in München aufmerksam, der u.a. einen Schrittmotorantrieb für „kleine“ und „große“ H0-Fleischmann-Drehscheiben mit einem Drehscheibenmodul von Doehler&Haass (D&H) im Angebot vorhielt. Da das D&H Drehscheibenmodul Selectrix®-kompatibel ist und somit auch zum Multiprotokollsystem RMX von rautenhaus digital® kompatibel ist, war eine Lösung des Problems gefunden! Erneut wurden die Vorzüge des verwendeten RMX-Digitalsystems bestätigt.

Nachdem die „kleine“ H0-Fleischmann-Drehscheibe auf Schrittmotorantrieb umgerüstet und wieder in die Anlage eingebaut wurde, die Verbindungen zum D&H Drehscheibenmodul und die Programmierung in der Steuerungssoftware abgeschlossen wurden, läuft nun die Drehscheibe absolut leise, präzise und ohne jegliche Störungen im Automatikbetrieb! Von der Antriebstechnik überzeugt, wurde die „große“ H0-Fleischmann-Drehscheibe im Nachgang ebenfalls auf Schrittmotorantrieb umgerüstet. Nunmehr werden bei allen stattfindenden Zugfahrten mit dem TrainController™ beide Drehscheiben unabhängig voneinander zuverlässig angesteuert – was für eine Augenweide!

In der Gesamtwirkung bietet die BW-Anlage dem Betrachter nicht nur Bewegung auf der Schiene und der Straße, sondern auch in vielen kleinen Szenen. Der Anlagenbau startete im Frühjahr 2016 und ist bis heute noch nicht (ganz) abgeschlossen.